Das Fernrohrsystem nach Kepler besteht aus einem Objektiv und einem Okular mit jeweils sammelnder Wirkung und einem bildaufrichtenden Prisma. Das Fernrohr hat bei einem "unendlichen" Arbeitsabstand in der Regel eine 2,8fache Vergrößerung. Entfernt liegende Ge- genstände erscheinen unter dem entsprechend vergrößerten Sehwinkel. Der Sehfelddurchmesser wird durch dieses System im Vergleich zu einem normalsichtigen Auge und auch zu einem Galilei-System stark eingeengt. Die Vergrößerung der Fernrohrlupenbrille (Kepler-System) ist höher als die eines Galilei-System, wodurch jedoch bei gleicher Vergrößerung auch der Arbeitsabstand größer ist. Weiterhin ist das Kepler-System durch das notwendige Prisma sowohl schwerer als auch länger. Durch zusätzliche Verwendung von Aufsteckgläsern kann das System für die Nähe genutzt werden. Aufsteckgläser sind Sammellinsen (Lupengläser), die objekt- seitig auf das System aufgebracht (z.B. aufgeschraubt) wer- den, wodurch eine höhere Vergrößerung des Gesamtsystems un- ter entsprechender Verringerung des Arbeitsabstandes erzielt wird. Durch Abschrauben bzw. Austauschen von Aufsteckgläsern un- terschiedlicher Dioptrienwerte können somit verschiedene Vergrößerungen und Arbeitsabstände des Systems eingestellt werden. Durch Aufsteckgläser (bis zu 20,0 dpt) kann eine Vergröße-rung bis etwa 20fach erreicht werden, wobei dann ein Ar-beitsabstand von ca. 11 cm (abhängig vom System) eingehal-ten werden muß. Die Gesamtvergrößerung des Systems (V) ist das Produkt aus der Vergrößerung der Lupe (V(L)) (bzw. des Aufsteckglases) und der des Fernrohres (V(F)): V = V(L) x V(F) Bei einer binokular angepaßten Fernrohrlupenbrille wird vor beide Augen ein Fernrohrsystem (Kepler) in die Brille oder eine spezielle Tragefassung eingearbeitet bzw. an der Brille befestigt. Fehlsichtigkeiten (z.B. Myopie oder Astigmatis- mus) können im System oder, sofern dieses auf das Brillen- glas aufgekittet wird, durch das Brillenglas selbst berück- sichtigt werden. Die binokulare Anpassung ist nur im Ausnahmefall, und in diesem nur mit Aufsteckgläsern maximal etwa 6,0 dpt möglich bzw. sinnvoll. Bei einem höheren Dioptrienwert des verwen- deten Aufsteckglases müssen zusätzlich Konvergenzprismen eingesetzt werden, um ein binokulares Sehen zu ermöglichen. Da diese Versorgung sehr schwierig ist, sollte für die Nähe eine monokulare Versorgung vorgezogen werden und das schlechtere Auge durch ein Mattglas vom Sehakt ausgeschlossen werden.
Code: 25.21.83.3000
Codesystem: http://metadata.gerontonet.org/namingsystem/hilfsmittelnummer
Online Status
nicht besetzt
Indikation
Fernrohrbrillen für die Ferne und Nähe, mit Lupenauf- steckgläsern können bei einer (mittel-) bis hochgradigen Sehbehinderung in Betracht kommen. Sehbehinderung kann z.B. eintreten durch: - Hochgradige Myopie mit degenerativer Veränderung der Netz- haut, bei der zuvor eine ausreichende korrigierende Bril- len- bzw. Kontaktlinsenanpassung versucht worden sein muß, - Maculadegeneration, - Opticus-Atrophien, - tapetoretinale Degenerationen, wie z.B. Retinopathia pig- mentosa, - Retinopathien anderer Genese (auch als diabetische Folge- schäden), - Trübung der brechenden Medien, soweit keine Indikation für eine Operation gegeben ist, - angeborene Erkrankungen (z.B. Albinismus, Nystagmus). Kepler-Systeme eignen sich aufgrund des sehr kleinen Sehfelddurchmessers und des exakt einzuhaltenden Arbeitsabstand für jüngere Menschen und sind als Versorgung älterer Personen eher ungeeignet (was jedoch im Einzelfall zu prüfen ist). Die Anpassung eines binokularen Systems ist der Ausnahme-fall. Vor der Versorgung muß überprüft worden sein, daß der Patient binokulares Sehen mit der Sehhilfe erzielt und auch der Nutzen dieser Versorgung im Sinne einer verbesserten Sehfähigkeit muß gesichert sein. Aus der Verordnung des Augenarztes müssen diese Angaben her- vorgehen.